„Wie könnte ich woanders hingehen?“

Weiße Farmer in Südafrika
24.September 2002
Co-Produktion Deutschlandfunk/Westdeutscher Rundfunk/Saarländischer Rundfunk
Hintergrund / Feature
Redaktion: Karin Beindorff
Regie: Peter Behrendsen
Dauer: 56 Minuten; Hörbeispiel: 4´55

Wie muß man sie sich vorstellen, die südafrikanischen Farmer? Blonde, kräftig gebaute Männer in kurzen Khaki-Shorts und bis über die Waden hochgezogenen Wollstrümpfen, eine Waffe zur Selbstverteidigung in der Hand und Sehnsucht nach den guten alten Zeiten im Kopf? Oder haben sie akzeptiert, daß es seit der Abschaffung der Apartheid im Jahre 1994 ein neues, von Schwarzen regiertes Südafrika gibt?
Ein Großteil von ihnen sind Buren und damit traditionell eine konservative Gruppe. Zu Zeiten der Apartheid waren sie eine der treuesten Stützen des rassistischen Regimes. Nun blicken sie besorgt bis panisch in die Zukunft. Fast jeden Monat wird ein weißer Farmer ermordet - die Täter bleiben meist unbekannt.
Handelt es sich um Raubmord? Oder ist es die Explosion von aufgestauter Wut gegen die Rassisten von gestern? Einige Farmer rüsten vorsichtshalber schon mal auf: Sie rekrutieren Mitglieder für eigene kleine Armeen.
Wie sehen sich die südafrikanischen Farmer selbst im Jahre Acht des neuen Südafrikas? Was ist in ihren Köpfen passiert? Kämpfen sie weiter für einen eigenen “Volksstaat” oder fühlen sie sich als integraler Teil des Nach-Apartheid-Staates? Sind die getrennten Lebenswelten von schwarz und weiß, die sich so gut im Mikrokosmos der weißen Farmen zeigen lassen, aufgebrochen? Findet Vergangenheitsbewältigung statt, oder bleibt alles beim Alten mit dem Ratschlag “endlich zu vergessen”?
Vieles weist auf eine zerrissene, polarisierte Gesellschaft hin - aber beim genaueren Hinsehen gibt es auch vorsichtige Zeichen der Annäherung, der Reue, des Neuanfangs. Völlig ausgeschlossen jedoch ist für die weißen Farmer die Option des Auswanderns, was einer von ihnen so zusammenfaßt: “Wie könnte ich woanders hingehen? Ich bin ein Afrikaner. Nur meine Hautfarbe ist eben weiß.”